04.03.2024

Fokus Grün

Exotische Orchideen für die Fensterbank

Auch wenn sie anfänglich schwer zu kultivieren waren: Heute zählen Orchideen zu den meistgekauften Zimmerpflanzen. Foto: Orchidsinfo

Orchideen und Orchideengewächse gibt es in den verschiedensten Farben, Formen und Größen fast auf der ganzen Welt. Forscher schätzen ihre Vielfalt auf bis zu 30 000 Arten. 2007 konnte nachgewiesen werden, dass die Geschichte der Orchideen bereits etwa vor etwa 80 Millionen Jahren begann. In einem Stück Bernstein aus der Karibik, welches man eindeutig dieser Urzeit zuordnet hat, wurde eine Biene gefunden, die Pollen einer Orchidee auf ihrem Rücken trägt.

Auch dass Orchideen seit mehr als 2500 Jahren die Menschheit faszinieren, ist in vielen historischen Aufzeichnungen und Überlieferungen festgehalten. Die ersten gibt es über den chinesischen Philosoph Konfuzius (551-479 v. Chr.), der begeistert vom "königlichen Duft" der Pflanze war und bei einem Ausflug mit Schülern beim Anblick einer Orchidee ganz beseelt gefragt haben soll: Wenn die Natur so voller Schönheit ist, wie kann man sich da von ihr abkehren und sich etwas anderem widmen?

Die meisten Orchideenarten sind in den Tropen und Subtropen beheimatet. In den Regenwäldern gehören sie zu den großen Überlebenskünstlern. Viele wachsen nicht am Boden, sondern in den Baumkronen als sogenannte Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), denn dort bekommen sie mehr Sonnenlicht. Wasser und Nährstoffe nehmen sie mit ihren Luftwurzeln auf.

Im 18. und 19. Jahrhundert galt es beim europäischen Hoch- und Geldadel als schick, solch exotische Gewächse zu besitzen. Die ersten Orchideensammlungen entstanden. Manch einer war bereit, Unsummen für einzelne Pflanzen auf den Tisch zu legen. Abenteurer und Forschungsreisende machten sich daher auf in die entlegensten Regionen der Welt, um unbekannte Arten zu entdecken. Historische Zeichnungen und Fotografien vermitteln noch heute einen Eindruck darüber.

Pflanzen impportiert

Vor allem die Kolonialmacht Großbritannien importierte unzählige Pflanzen aus Amerika und Asien. So war es auch ein englischer Botaniker, John Lindley, der von 1830 bis 1840 das Hauptwerk zur Begründung der Orchideenkunde verfasste. Viele Gewächse überlebten die langen Schiffspassagen damals jedoch nicht und genauso viele gingen schon kurz nach Erreichen des Zielorts ein. Da die Begeisterung für die botanischen Schätze aber ungebrochen war, wurden die Einfuhren fortgesetzt. Das führte schließlich dazu, dass binnen weniger Jahrzehnte manche Arten in ihrer Heimat kaum noch aufzufinden waren.

Anfangs fiel es den Europäern nicht leicht, Orchideen zu kultivieren. Man versuchte zwar, ihnen in Gewächshäusern ein heißfeuchtes Dschungelklima zu bieten, hatte aber insgesamt wenig Erfolg. Erst ab 1830 setze sich die Erkenntnis durch, dass nicht alle Arten permanent Hitze benötigen, sondern vielmehr auch Ruhephasen. Auch war lange nicht bekannt, dass die Samenzellen der Orchideen nur keimen, wenn ihnen als Nahrung ein bestimmter Fadenpilz zur Verfügung steht. Erst nach Entdeckung dieser Verknüpfung gewann die Orchideenzucht an Bedeutung und auch die ersten Kreuzungen gelangen. Bis 1879 kamen alle erwähnenswerten Hybriden allerdings aus England. Heute ist die Kultur dieser Exoten nichts Ungewöhnliches mehr und es werden für den Handel keine Exemplare mehr der Natur entnommen.

Gottlieb Haberlandt

Dass das so ist, haben wir vor allem auch dem Botaniker Gottlieb Haberlandt zu verdanken. Er war überzeugt davon, dass sich aus einzelnen Pflanzenzellen zahlreiche Nachkommen mit identischen Eigenschaften ziehen lassen. 1902 trat er den Beweis an und kultivierte in seinem Labor zum ersten Mal isolierte Zellen in einer Nährlösung. Als Meristemkultur bezeichnet, trat dieses Verfahren ab den 1950er-Jahren seinen weltweiten Siegeszug an. Die schwer zu kultivierenden Orchideen gehörten zu den ersten Gewächsen, bei denen es zur Anwendung kam.

Neue Orchideensorten entstehen zwar nach wie vor in Gärtnereien auf generativem Weg, also durch gezieltes Bestäuben, Aussäen und Sichten der Nachkommen. Die Exemplare mit den schönsten Blüten, dem ansprechendsten Wuchs sowie robuster Gesundheit werden dann aber ausgewählt, um sie in Meristemkultur zu vermehren. So wurden Kostbarkeiten wie Phalaenopsis, Vanda, Oncidium, Dendrobium und viele andere Arten in den letzten Jahrzehnten als Zimmerpflanzen nicht nur für jedermann erschwinglich, sondern sie sind heute auch an die Lebensbedingungen in unseren Wohnungen optimal angepasst und blühen dort zuverlässig und ausdauernd. GPP