22.03.2023

Branche traf sich wieder vor Ort

Gute Stimmung auf der IPM

Die grüne Branche traf sich wieder in Essen. Foto: IPM Essen

Nach zwei Jahren pandemiebedingtem Messe-Aus für die IPM war die Freude groß, dass der Branchentreff in Essen in diesem Jahr wieder stattgefunden hat. Die Pandemie hat zwar den direkten Austausch zeitweise ausgeschaltet, aber letztlich den Markt angekurbelt: Denn die Zwangspause hat die Nachfrage nach Grün enorm angetrieben und Umsatzrekorde für den Blumen- und Pflanzenmarkt ausgelöst, weiß Dr. Andrea Brill.

D ie Freude darüber, dass die Messe wieder stattfinden konnte, war in jeder Halle und an jedem Stand zu spüren, wie auch der Geschäftsführer der Messe Essen, Oliver P. Kuhrt, resümiert. Die Messe fiel dabei internationaler aus als erwartet. Über 40 000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus mehr als 100 Ländern kamen nach Essen, um sich auszutauschen, zu informieren und zu ordern. Dabei erlebten sie ein breit gefächertes Angebot: 1330 Unternehmen aus 46 Nationen zeigten vom 24. bis 27. Januar ihre Innovationen und Neuheiten in den Bereichen Pflanzen, Technik, Floristik und Ausstattung. Besonders im Trend lagen Klimapflanzen, umweltfreundliche Verpackungen sowie Torfalternativen.

Zur Tradition der IPM zählt die Prämierung von Pflanzenneuheiten, die wieder im IPM-Neuheitenschaufenster vorgestellt wurden. An dem Wettbewerb haben in diesem Jahr 33 Pflanzenaussteller und -austellerinnen mit insgesamt 63 Züchtungen teilgenommen.

In der Kategorie Frühjahrsblüher machte 2023 eine ganze Serie das Rennen: die Primula polyantha-Hybride Pollyanna mit den Sorten 'Flame', 'Frosty White' und 'Sunny Yellow' von Kientzler Jungpflanzen aus Gensingen. Anthurium andreanum Anthfysan 'Delicata' machte in der Kategorie "Blühende Zimmerpflanze" das Rennen. Sie stammt von Anthura aus den Niederlanden. Sie kombiniert fast schwarzgrünes Laub mit einem warmen Rot der Blüten. In der Kategorie "Grüne Zimmerpflanze" gewann der Philodendron erubescens 'Pink Bikini' mit Flamingorosa Intercostalfeldern und dicken roten Stielen, des niederländischen Züchters Ornamantex B.V.

In der Kategorie "Gehölze" wurde ein Klimabaum ausgezeichnet: der Feldahorn Acer campestre 'Street Pillar' von Concept Plants B.V. Der Feldahorn ist in Zeiten des Klimawandels einer der interessantesten Zukunftsbäume. Der Säulenwuchs ist für schmale Straßenzüge, aber auch für Privatgärten als Hausbaum mit Klimacharakter zu empfehlen. Klimaresilienz zeigt auch die Mangave Mad about Mangave 'Blazing Saddles', die in der Kategorie "Kübelpflanzen" ausgezeichnet wurde. Sie stammt ebenfalls aus den Niederlanden von Gootjes-AllPlant B.V. Sie ist wärmetolerant, verträgt intensive Sonneneinstrahlung und benötigt kaum Wasser. Sie strahlt mit intensiv grünem Laub, das scheinend rote Sprenkel hat.

Die IPM war auch in diesem Jahr wieder der Treffpunkt für Floristen und Floristinnen aus aller Welt. Viel Blüte, wenig Blatt, bunter Retro-Look sowie pudrig-pastellige Brauntöne im Bereich Floraldesign waren die vorherrschenden Trends. Die Aussteller in Halle 5 haben ihre Kundinnen und Kunden begeistert. Die Branche insgesamt ist inspiriert, motiviert und sehr gut aufgestellt.

In der Kategorie "Grüne Zimmerpflanze" gewann der Philodendron erubescens 'Pink Bikini' mit Flamingorosa Intercostalfeldern und dicken roten Stielen. Foto: IPM Essen
Die Mangave Mad about Mangave 'Blazing Saddles' zeigt Klimaresilienz und wurde in der Kategorie "Kübelpflanzen" ausgezeichnet. Foto: IPM Essen

Wettbewerbe

In Live-Shows auf der einzigartigen Drehbühne fand der Vorentscheid für die internationale Meisterschaft der Jungfloristen und -floristinnen "Eurofleurs 2023" statt. Als deutscher Repräsentant qualifizierte sich Newcomer Anian Friedrich aus Bayern. Auch der Branchenwettbewerb um den IPM-Messecup erfreute sich zahlreicher Anmeldungen. Als Gesamtsiegerin in der Kombinationswertung Strauß und Gefäßpflanzung ging Floristin Tanja Korsak, Blumen Westerheide in Mettmann, hervor.

Ein traditionell starker Partner der IPM sind Baumschulen, die ihr Angebot großflächig in Essen präsentieren. Unter den Ausstellern im Bereich "Pflanze" haben Baumschulen einen Anteil von 45 Prozent, davon kommen 16 Prozent aus Deutschland. Angesichts der drängenden Zukunftsfragen zu Klimawandel und Nachhaltigkeit spielen Baumschulen eine immer größere Rolle für den Garten- und Landschaftsbau. Neben der Ausstellung der vielfältigen Baumarten haben Fachbesucherinnen und Fachbesucher auch die Gelegenheit, sich bei geführten Baumschul-Rundgängen über die neue Sorten, darunter auch Klimabäume, zu informieren.

Präsentiert wurde zudem eine CO2-speichernde Pflanzenkohle aus Biomasse, die das Wässern verringert und Nährstoffe abgibt. Im Bereich der Töpfe dominierten recycelter Kunststoff und kompostierbare Materialien. Zum Thema Nachhaltigkeit fiel eine Neuheit bei den Pflanzengefäßen ins Auge: der vollkommen heimkompostierbare Pflanztopf Greta Pro mit Düngeeffekt. Er wurde speziell für den professionellen Gartenbau entwickelt, ist von runder Form mit Rand und damit topfmaschinengängig. Greta Pro übersteht dank einer speziellen Imprägnierung eine Kulturzeit von etwa acht bis zwölf Wochen auf Anstau- und Fluttischen. In den Boden eingesetzt beginnt sich der Pflanztopf mit der Zeit zu zersetzen und einen eingebauten Stickstoffdünger gleichmäßig an den Setzling beziehungsweise die Pflanze abzugeben. Greta Pro ist vollkommen biologisch abbaubar und zersetzt sich innerhalb von drei bis sechs Monaten rückstandsfrei. Beim Material handelt es sich um Kollagen als tierisches und Hanfschäben als pflanzliches Nebenprodukt. In Form eines Kegelstumpfs hat er einen Durchmesser von 12 Zentimetern und eine Höhe von 10,5 Zentimetern. Der Topf bringt an Gewicht etwa 50 Gramm auf die Waage. Er enthält 6 Prozent Stickstoff und düngt während der Zersetzung mit Stickstoff. Greta Pro ist feuchtigkeitsregulierend, kunststofffrei, wurzelfreundlich und fördert das Wachstum der Pflanze.

Als offizielles Partnerland der diesjährigen IPM präsentiert Großbritannien auf dem Gemeinschaftstand Produkte britischer Unternehmen aus den Ausstellungsbereichen Pflanzen, Technik und Ausstattung. Foto: IPM Essen

Das offizielle Partnerland der diesjährigen IPM war Großbritannien. Auf dem Gemeinschaftstand präsentierten sich britische Unternehmen aus den Ausstellungsbereichen Pflanzen, Technik und Ausstattung. Beim Besuch des Internationalen Gartenbauforum konnten die Fachbesucher Einblicke in aktuelle Entwicklungen der grünen Branche Großbritanniens gewinnen. Federführend übernahm die CHA - Commercial Horticultural Association die Vorbereitungen und Aktionen rund um den Partnerlandauftritt und wurde dabei vom britischen Außenhandelsministerium und der britischen Botschaft unterstützt.

Große Pflanzenvielfalt

Großbritannien profitiert von ganz unterschiedlichen Klimazonen, die eine große Bandbreite an Pflanzenvielfalt ermöglicht. So waren in Essen zahlreiche Pflanzenneuheiten zu bestaunen: Whetman Plants International bringt zur IPM zwei kompakte, duftende, bienenfreundliche und trockenheitstolerante Choisya auf den Markt: Choisya x dewitteana 'Little Bee' PBR und Choisya x dewitteana 'Little Honey Bee' PBR. Die Choisya eignet sich besonders für kleinere Gärten oder im Kübel. Sie ist immergrün, mit leuchtenden Blättern und weißen sternenförmigen Blüten, die sich im Mai und Juni zeigen und einen süßlichen Duft verströmen. Choisya 'Little Bee' hat eine Höhe von 50 Zentimetern.

Neue kompakte Clematis-Züchtungen aus dem Programm von Raymond J. Evison wie "The Duchess of Cornwall Evipo118","Tsukiko™Evipo110", "Ravel™ Evipo122", "Issey™ Evipo081" oder "Poseidon™ Evipo113" zeigt Guernsey Clematis Nursery. Die "Duchess of Cornwall Evipo118" beispielsweise ist eine Blume, die zu Beginn der Saison blau-violett blüht und zum Ende der Saison immer dunkler wird. Sie eignet sich sowohl für Kübel als auch für großflächige Beete und ist eine langfristig blühende Pflanze, die vom Frühsommer bis Frühherbst ihre Farbenpracht zeigt. Lediglich bei zu viel direkter Sonneneinstrahlung verblasst sie. Sie erreicht eine Höhe von 120 bis 150 Zentimetern.

Der Aussteller Fairweather's Nurseries aus der südenglischen Grafschaft Hampshire ist auf die Anzucht von Agapanthus spezialisiert. Das Sortiment umfasst mehr als 50 Sorten, die auf der IPM zu sehen sind.

Auch die Briten sind um das Thema Nachhaltigkeit bemüht, was sich konkret auf der Messe bei umweltfreundlichen und wachstumsfördernden Mehrwegtöpfen der Firma Caledonian Trees über kostengünstige LED-Beleuchtungslösungen speziell für den Gartenbau von Indo Lighting zeigt. Auch individualisierbare Etiketten, Verpackungen und Verkaufsmaterial von PPC-Labels und nachhaltig produzierter Gärtnerbedarf aus dem Hause Tyne Moulds & Machinery setzen auf eine umweltfreundliche Zukunft.

Die Schwerpunktthemen in Essen sind in diesem Jahr - wie nicht anders zu erwarten - Nachhaltigkeit und Klimawandel. Besonders der Gartenbau steht angesichts der immer wärmer werdenden Sommer vor großen Herausforderungen. Neben dem Fachkräftemangel und dem Klimawandel treibt auch die Energiekrise die grüne Branche um. Hier kommt moderne Technik ins Spiel, um die Pflanzenproduktion an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen. Daher gab es in diesem Jahr einen Messeschwerpunkt in der Technik.

Neu ist in diesem Rahmen das "Innovationscenter Gartenbautechnik" in Halle 4. Auf einer Gemeinschaftsfläche stellten Unternehmen und Start-Ups neben Instituten aus Forschung und Wissenschaft ihre Produkte und Projekte vor. Darüber hinaus regten Podiumsdiskussionen und Impulsvorträge zum Austausch an und informierten über den aktuellen Stand der Wissenschaft. Welche Möglichkeiten der Gartenbau bereits erfolgreich für die nachhaltige und energiesparende Produktion nutzt, war zudem Thema in der Lehrschau im Infocenter Gartenbau in Green City.

In der Kategorie "Gehölze" wurde ein Klimabaum ausgezeichnet: der Feldahorn Acer campestre "Street Pillar" von Concept Plants B.V. Der Feldahorn ist in Zeiten des Klimawandels einer der interessantesten Zukunftsbäume. Foto: IPM Essen

Hitzebeständige Bäume

Angesichts des Klimawandels rücken Klimabäume, also hitze- und sturmresistente Bäume immer mehr in den Fokus, auch in unseren Breitegraden. Rundgänge zu Klimabäumen und Stauden ermöglichen einen Einblick in die Neuheiten auf dem Markt. Da sich der Klimawandel auch besonders im Stadtgrün bemerkbar macht, ist dies eine gute Gelegenheit für Grünflächenämter und Planerinnen und Planer, sich über die geeigneten Pflanzen zu erkunden, die auch schwierigen klimatischen Bedingungen gewachsen sind.

Unter den Freilandpflanzen ist die Staude weiterhin die bedeutendste Sorte und liegt damit vor den Veilchen und Stiefmütterchen sowie Callunen. Wahrscheinlich wegen des Klimawandels hat der Anbau von Kakteen, Grün- und Blattpflanzen um circa 27 Prozent zugenommen. Insbesondere Grünpflanzen mit ausgeprägt großen Blättern, wie großblättrige Monstera, Ficus, Philodendron, waren Anfang des Jahres 2022 stark gefragt.

Gerade für die städtischen Gartenplaner und -planerinnen ist es vielleicht erfreulich zu erfahren, dass Gärten und Parks wichtig für das Wohlbefinden der Menschen sind. Hierzu hat die Hochschule Geisenheim direkt nach dem ersten Lockdown 2020 eine Untersuchung durchgeführt. Insgesamt wurden circa 500 Personen aus allen Bevölkerungsgruppen zur Bedeutung der Gärten und Grünanlagen in Corona-Zeiten gefragt.

53 Prozent der Befragten sind zufriedener im Leben und über die Hälfte der Gartenbesitzer bekannte, dass der Garten für sie besonders in der Pandemie wichtig war. Menschen, die nicht das Glück haben, einen Garten zu haben, wichen vermehrt auf die städtischen Grünanlagen aus. Durchschnittlich hielten diese sich etwa neun Stunden pro Woche in Parks und Sportanlagen auf. Aber auch die Gartenbesitzer kamen auf neun Stunden wöchentlich, die sie im öffentlichen Grün verbrachten.