02.09.2022

Markt im Monat

Rund um den Bodensee: Kräuter sind offenbar Frauensache

In der Bilderbuchlandschaft des Appenzell liegt dieser neue Kräutergarten Schopf, der seine sorgsam und bioerzeugten Kräuter nicht selbst verarbeitet, sondern an andere Betriebe verkauft, die daraus Getränke, Konfitüren, Saucen und Marinaden oder Heilmittel machen. Foto: GPP

Aus privaten Gärten und auch von Balkonen und Terrassen sind Kräuter heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die aromatischen Gewächse sind meistens genügsam, gedeihen an sonnigen Standorten und gehören zur Speisebereitung natürlich dazu. Sie geben uns das Gefühl, dass auch wir mit eigenen Händen aus privatem Anbau etwas Gesundes zu unserer Ernährung beisteuern. Bei einer Reise rund um den Bodensee haben wir drei sehr unterschiedliche Frauen getroffen, die alle mit Kräutern arbeiten, aber dabei sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle entwickelt haben:

Gemüseinsel

Mitten im Bodensee, auf der Gemüseinsel Reichenau, betreibt Brigitte Honsell-Wussow gemeinsam mit ihrer Tochter Martina ihren Kräutergarten "Gutes von der Reichenau", gar nicht weit vom Bodensee-Schiffsanleger. Genuss ist das Thema der beiden und das, was hier angeboten wird, soll man sehen, fühlen, riechen und schmecken. Da der Beinwell, dort der Lavendel, verschiedene Minzen, Thymian und viele andere Kräuter werden hier ökologisch und biologisch angebaut. Auf dem historischen Gartenboden einer Bodenseeinsel mit sehr alter Tradition wird mit verschiedenen Mulcharten experimentiert und in diesem Sommer erstmals mit Permakultur. Das Kräuterfeld ist frei zugänglich und hier darf probiert und geschnuppert werden.

Brigitte Wussow ist eine sehr charismatische Frau, die gemeinsam mit ihrer Tochter unternehmerisch viel auf die Beine gestellt hat. Bei der Mission des frauengeprägten Unternehmens geht es um das gute Leben, das die Schätze der Natur nicht ausbeutet, sie achtsam erntet und zu gesunden Produkten verarbeitet. Unter dem Namen Pfiffikuss.bio sind eine Marke und ein eigener Shop entstanden mit unzähligen Kräutergewürzzubereitungen, die einzelnen Früchten wie Tomaten oder Gurken, aber auch Salaten, Suppen, Soßen, Kartoffeln, Ofengemüse und vielem anderen … einen gesunden und besonderen Geschmack verleihen.

Ebenfalls in Frauenhand liegt etwas weiter und höher, nämlich im Schweizer Appenzellerland, die Chrüterei in Stein. Elsbeth Mettler hat sich nach einem Leben in der Viehwirtschaft auf einen anderen Weg besonnen und betreibt heute einen kreativen und innovativen Landwirtschaftsbetrieb rund um den Kräuteranbau, die sie auch selbst verarbeitet. Vertrieben werden die Kräuterprodukte über einen eigenen Webshop und einen Hofladen, der eigentlich eine moderne Küche mit Seminarraum ist.

Das Konzept und die Botschaft von Elsbeth Mettler sind so spannend wie überzeugend. Hochwertige Naturprodukte können hier eigenhändig und unter fachkundiger Anleitung im Rahmen von Workshops und Seminaren hergestellt werden. Die Natur als Lehrmeisterin ist das große Thema der Chrüterei. Gemulcht wird hier mit gehäckseltem Miscanthus.

In Sichtweite der Stadt Appenzell, malerischer könnte die Landschaft nicht sein, liegt der 4000 Quadratmeter große Bio-Kräutergarten von Regula Büchler. Die Adresse lautet Schopfhalde, deswegen heißt das junge Familienunternehmen, das ebenfalls aus einem landwirtschaftlichen Betrieb hervorgegangen ist, Kräuter Schopf.

Der Kräutergarten sei eine Herzensangelegenheit der ganzen Familie, betont Regula Büchler immer wieder. Hier wird Wissen gesammelt und mit Interessierten wieder geteilt und es wird hier viel gelernt und weitergegeben. "Die Natur gibt uns, was wir brauchen", sagt Regula Büchler und führt stolz über die akribisch angelegten Kräuterparzellen. Die Gärtnerei erzeugt die Kräuter nach den Bedingungen von BioSuisse und beliefert u.a. Manufakturen, die daraus Getränke, Sirup, Saucen, Marinaden produzieren; es gibt aber auch Felder speziell für Heilpraktiker aus der Region.

Für eine Gartenreise

Alle drei Betriebe lohnen einen Besuch, wenn man sich rund um den Bodensee auf Gartenreise begibt. Insgesamt sind es derzeit rund 45 Parks und Gärten in vier Ländern, die sich unter den "Bodenseegärten" zusammengeschlossen haben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, das macht das Netzwerk so interessant. GPP