20.07.2022

Die Pflanzen eignen sich für eine natürliche Gestaltung

Wassergärten lieben Gräser

Ein Schwimmteich lebt von seiner natürlichen Bepflanzung. Hier gedeihen am flachen Ufer unter anderem Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia). Foto: elegrass

Es gibt keinen natürlichen Wasserlauf, keinen See, keinen Bach, ohne dass Gräser in der Uferbepflanzung eine Rolle spielen würden. Gräser und Wasserflächen gehören im Garten genauso zusammen wie in der freien Landschaft.

K eine andere Pflanzengruppe wächst auf der ganzen Welt in so vielen Arten auf den unterschiedlichsten Standorten und unter den unterschiedlichsten Bedingungen - Gräser sind wirklich sensationelle Pflanzen. Trotzdem wurden sie lange Zeit unterschätzt. Im Illustrierten Gartenlexikon von 1903 steht unter Gräser: "sie sind einsamenlappige, ein- oder zweijährige oder ausdauernde, meist niedrige, kraut- oder stauden-, seltener baumartige Gewächse von ganz eigentümlichem, charakteristischem Aussehen. Sie dienen zur Bouquetbinderei und für dekorative Zwecke … es sind allerdings nur wenige wert, zur Zierde angepflanzt zu werden …" Das war die Einschätzung noch vor 120 Jahren. Heute kommt kein Garten ohne Gräser aus und je natürlicher die Gartengestaltung aussehen soll, umso mehr Gräser werden gepflanzt.

Vielseitige Sortimente

Der Weg der Gräser in die Hausgärten, aber auch in öffentliche Freiräume war ein ziemlich langer und es brauchte eine ganze Reihe großer deutscher und internationaler Gärtner und Gärtnerinnen, angefangen hierzulande mit dem großen Staudenspezialisten Karl Foerster Anfang des letzten Jahrhunderts bis zu der Gartenkünstlerin Petra Pelz in der Jetztzeit. Sie plant und gestaltet heute fantastische Anlagen und Gärten mit vielseitigen Pflanzensortimenten, aber hauptsächlich mit Stauden und Gräsern - in Privatgärten und im öffentlichen Grün, zuletzt mit großem Wurf auf der Bundesgartenschau in Erfurt im vergangenen Jahr.

Ihre natürliche Gestalt und ihr geduldiges Ausharren über Jahrzehnte hinweg macht die Gräser, "zu den allerwilligsten Gartenstauden", schreibt Karl Foerster im Jahre 1957. Und er hat Recht behalten. Vom Klimawandel war damals noch keine Rede und wahrscheinlich auch noch nicht von einem pflegeleichten Garten. Die Bequemlichkeit war damals noch keine Bedingung in der Gartengestaltung. Heute muss der Garten sehr viel auf einmal können, schön sein, wenig Arbeit machen, zur Artenvielfalt beitragen und - das ist noch relativ frisch - das ganze Jahr über Erlebniswert zeigen. Bedingungen, die für Gräsersortimente nicht besser sein könnten, Handel und Gärtnereien haben sich längst darauf eingestellt.

Schon in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts hatten Gartenteiche einen großen Wünschenswert. Hatten sie damals eher steinerne, befestigte Ränder, so sind die meisten davon heute Biotope mit einer vielseitigen Uferbepflanzung als Lebensraum für Insekten, Schmetterlinge, Vögel und Amphibien. Je vielseitiger die Bepflanzung, umso besser für die Artenvielfalt. Gräser bieten hier vom späten Frühjahr bis in den späten Winter des Folgejahres viel Erlebnis für wenig Aufwand. Feuchtigkeitsliebende Gräser wie der Kalmus (Acorus), stehen gern in feuchtem Boden oder in flachem Wasser und sie stellen sehr geringe Ansprüche an ihre Behandlung. Der Standort darf auch ruhig im Schatten liegen. Mit seiner Färbung bringt der Weißgrüne Acorus sogar Licht ins Dunkel, was ihn besonders reizvoll macht.

Gut eingewachsen und verwunschen zeigt sich dieser Teich inmitten vieler Gräser, Iris und Taglilien. Foto: elegrass

Färbung

Auffallend in der Färbung, aber auch in der Statur, ist das intensiv quergestreifte Chinaschilf, Miscanthus sinensis, das auch als Zebraschilf oder Stachelschweingras im Handel ist. Das Süßgras ist winterhart und entwickelt sich gern zum stattlichen Solitär am Ufer eines Teiches. Es kann bis weit über 1,5 Meter hoch werden, eine kompaktere Version ist unter dem Namen "Golden Bar" im Gartencenter zu finden. Für alle gilt: Je heller der Standort, umso auffälliger die gelbgrünen Streifen. Sie gedeihen auch im Schatten, aber dann verschwindet die Färbung, die dieses Schilfgras so attraktiv macht. Wer die Pflanze gern kontrolliert im Zaum halten will, baut gleich beim Pflanzen eine Wurzelsperre ein.

Auch für den flachen Uferbereich am Schwimmteich eignen sich Gräser. Hier lohnt sich ein Blick ins Sortiment der Wasserpflanzen. Der Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) und einige Seggen (beispielsweise Carex morrowii) eignen sich gut und natürlich auch verschiedene Schilfarten. Sumpfiris gedeihen bestens in flacher Uferbepflanzung und sorgen schon im Sommer für Farbe, bevor die Gräser im Herbstgarten ihre Farbenpracht entfalten.

Nicht nur im naturnahen Garten bleiben Gräser und Stauden nach ihrer Vegetationsperiode am besten stehen bis in den späten Winter. Sie versorgen Tiere mit Nahrung und uns mit wunderbaren Bildern: Die Dynamik der Gräser im Wind, ihre Herbstfärbung, ihre Erscheinung bei klirrendem Frost, all dies sind heute wichtige Naturerfahrungen im eigenen Garten. Geschnitten wird erst im Februar, damit ist der geringe Pflegeaufwand dann auch schon umfänglich beschrieben.

Gepflanzt werden Gräser im Frühjahr. Je nach Topfgröße brauchen sie etwas Zeit, bis sie sich etabliert haben. Es empfiehlt sich, größere Topfformate zu wählen, dann können sie im Sommergarten schon eine tragende Rolle spielen, ob am Teich oder im Beet, ob gemeinsam mit anderen Gräsern oder Stauden.

Elegrass