05.07.2022

Fokus Grün

Biologische Vielfalt im eigenen Garten wird gefördert

Insgesamt scheint sich das Bewusstsein für das Thema Biodiversität und die von den Befragten bereits umgesetzten Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Arten im eigenen Garten positiv auszuwirken. Foto: Stihl

Dass Bienen und andere Insektenarten sowie Vögel oder Kleintiere wie Igel es immer schwerer haben, intakte Naturräume und damit Nahrung und Unterschlupf zu finden, bedroht die Artenvielfalt und bewegt auch die für das diesjährige "Stihl Garten-Barometer" befragten Gartenbesitzer in Deutschland. Denn für die überwiegende Mehrheit von ihnen ist biologische Vielfalt ein relevantes Thema - über die Hälfte (54 %) der Befragten gibt an, dass Biodiversität in ihren Gärten für sie wichtig oder sehr wichtig ist.

Biologische Vielfalt

Diese überwiegende Zustimmung zur Wichtigkeit der Biodiversität im eigenen Garten - also der biologischen Vielfalt, die neben der Vielzahl der Arten auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetischen Besonderheiten innerhalb der Arten umfasst - ist unabhängig von der Grundstücksgröße und dem PLZ-Gebiet. Sie nimmt jedoch zu, je urbaner der Wohnort der Befragten ist: In Städten mit über 100 000 Einwohnern geben 60 Prozent der Befragten an, dass Biodiversität für sie wichtig oder sehr wichtig ist; in Gemeinden unter 5000 Einwohner sind es dagegen 50 Prozent.

Auch zeigt die Umfrage, dass Biodiversität im eigenen Garten sowohl für Männer (52 %) als auch für Frauen (56 %) mindestens wichtig ist. Jede Dritte (33 %) der befragten Frauen erachtet Biodiversität im eigenen Garten sogar als sehr wichtig, während das nur etwa jeder Vierte (24 %) der befragten Männer sagt. Interessant ist auch die Tatsache, dass Biodiversität den jüngeren Befragten weniger wichtig ist als den älteren: Während das Thema nur für 34 Prozent der 20- bis 29-jährigen wichtig oder sehr wichtig ist, steigt dieser Wert bei den 30- bis 39-jährigen auf 47 Prozent und bei den über 40-jährigen sogar auf 59 Prozent.

Die Erhebung zeigt auch, dass die Bedeutung biologischer Vielfalt im eigenen Garten für die meisten Befragten nicht im Widerspruch zu einem gepflegten und aufgeräumten Garten steht, den sich zwei von fünf der Befragten (42 %) wünschen: Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, ist doch für die meisten der befragten Gartenbesitzer (86 %) ein Rasen mit Klee, Gänseblümchen und anderen oft auch als Unkraut bezeichneten Wildkräutern anstelle eines "englischen" Rasens denkbar. Hiervon profitieren Bienen & Co. genauso, wie von der Tatsache, dass der Großteil der Befragten den Rasen nur alle zwei Wochen (40 %) oder noch seltener (32 %) mäht.

70 Prozent der Befragten geben an, dass sie die biologische Vielfalt in ihrem Garten bereits gezielt fördern: Bei Besitzern von Grundstücken mit einer Größe über 1000 Quadratmetern steigt dieser Wert sogar auf knapp 80 Prozent. Nur 20 Prozent aller befragten Gartenbesitzer haben bisher noch keine Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt ergriffen und wollen das auch in Zukunft nicht tun.

Bei den Maßnahmen, mit denen die befragten Gartenbesitzer die biologische Vielfalt in ihrem Garten fördern, steht die Schaffung von Nahrungsquellen im Vordergrund: So gaben mehr als drei Viertel (77 %) an, dass sie Vögeln und Insekten mit regionalen Pflanzen Nahrung bieten. Fast genauso viele (76 %) haben einen Futterplatz und/oder eine Wasserstelle für Vögel und Insekten in ihrem Garten eingerichtet. Zu den häufigsten Maßnahmen zählen außerdem das Stehenlassen abgeblühter Pflanzen (70 %) - beliebt bei Vögeln und als Winterquartier für Insekten - und das Anpflanzen von Blüh-Streifen oder -Inseln neben beziehungsweise in der Rasenfläche (59 %), um Bienen, Hummeln & Co. mit Nahrung zu versorgen.

Bei der Auswahl neuer Pflanzen für den eigenen Garten berücksichtigt nur eine Minderheit der Gartenbesitzer das Thema biologische Vielfalt nicht oder gar nicht (8 %); die überwiegende Mehrheit der Befragten achtet hingegen beim Pflanzenkauf zum Beispiel auf Regionalität, was die Nahrungsverwertbarkeit für Insekten und Vögel erhöht. Fast die Hälfte der Befragten (45 %) gibt an, dass sie das Thema biologische Vielfalt bei der Auswahl neuer Pflanzen sogar stark oder sehr stark berücksichtigen.

Auch hier zeigt sich: Je älter die Befragten sind, desto wichtiger ist das Thema für sie. So gab nur ein Viertel der unter 30-Jährigen an, dass sie die biologische Vielfalt bei der Auswahl neuer Pflanzen für ihren Garten stark oder sehr stark berücksichtigen. Bei den über 60-jährigen sind es mehr als doppelt so viele (53 %). Zudem haben 61 Prozent der Befragten einen Komposthaufen im Garten und mehr als zwei Drittel (69 %) nutzen entweder ausschließlich natürliche Mittel wie zum Beispiel Kompost oder Brennnessel-Sud zum Düngen beziehungsweise zur Bekämpfung sogenannter Schädlinge (33 %) oder lassen der Natur ihren Lauf und verwenden weder Dünger noch sonstige Mittel (37 %).

Unterschlupf für Igel

Auch die Schaffung von Unterschlupf- beziehungsweise Rückzugsmöglichkeiten sowie von Brut- oder Nistplätzen für tierische Gartenbewohner unterstützt die Biodiversität im Garten. Das haben die meisten der befragten Gartenbesitzer erkannt und handeln entsprechend: So haben 69 Prozent der Befragten Hecken gepflanzt, statt Sichtschutzelemente aufzustellen, und 58 Prozent haben Laub- und Totholz-Ecken als Rückzugsort und Winterquartier etwa für Igel und andere Kleintiere eingerichtet. Nistkästen für Vögel hängen bei 57 Prozent der Befragten, ein Insektenhotel für Bienen und andere Insekten haben 50 Prozent der Gartenbesitzer aufgestellt. Dabei zeigt sich: Je urbaner der Wohnort der Befragten ist, desto häufiger finden sich Insektenhotels in ihren Gärten.

Während nur 45 Prozent der befragten Bewohner von Dörfern beziehungsweise Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern angaben, mit einem Insektenhotel die Biodiversität in ihrem Garten zu fördern, tun dies in Städten mit über 100 000 Einwohnern 57 Prozent der Befragten. Größere Projekte stehen bei Gartenbesitzern dagegen vergleichsweise weniger hoch im Kurs: Nur 22 Prozent von ihnen besitzen einen Gartenteich für Amphibien oder planen dies für die Zukunft (17 %). Auch Trockenmauern beziehungsweiseb Stein(-haufen) in sonniger Lage - zum Beispiel für Eidechsen - haben nur etwa ein Viertel der Befragten (26 %) in ihrem Garten und nur 24 Prozent planen dies.

Insgesamt scheint sich das Bewusstsein für das Thema Biodiversität im eigenen Garten positiv auszuwirken.

Denn bei 95 Prozent der Befragten ist die biologische Vielfalt ihrer Ansicht nach in den vergangenen Jahren mindestens unverändert geblieben; 61 Prozent der Befragten haben sogar den Eindruck, dass sie zugenommen hat. Damit das so bleibt, will gut die Hälfte der Gartenbesitzer (51 %) auch in Zukunft die Biodiversität im eigenen Garten gezielt fördern. Ganz oben auf der Liste für zukünftige Maßnahmen stehen dabei Insektenhotels. So gaben 46 Prozent der Befragten an, ein Insektenhotel für Bienen und andere Insekten zu planen, dicht gefolgt von der Errichtung von Nistkästen für Vögel (43 %) und einem Futterplatz und/oder einer Wasserstelle für Vögel und Insekten (42 %).

Biodiversität

Mehr als drei Viertel der Befragten (76 %) informieren sich gezielt darüber, wie sie die Biodiversität im eigenen Garten weiter fördern können. Dabei rechnen die meisten weder mit höheren Kosten (75 %) noch mit mehr Aufwand (78 %) für Anlage und Pflege eines artenreichen Gartens im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Garten. Bei den Informationsquellen zum Thema Biodiversität stehen Freunde und Nachbarn an erster Stelle (45 %), gefolgt von Gartenzeitschriften (29 %) und Gartenblogs im Internet (26 %) sowie Gärtnereien und Baumschulen (26 %) und TV-Sendungen (24 %).

Vor allem die Jüngeren (20-29 Jahre) vertrauen auf die Erfahrungen im persönlichen Umfeld und informieren sich in erster Linie bei Freunden und Nachbarn (56 %). Auch für die über 60-jährigen Befragten sind zwar Freunde und Nachbarn die wichtigste Informationsquelle (43 %), aber im Gegensatz zu den jüngeren Befragten stehen in dieser Altersgruppe TV-Sendungen an zweiter Stelle (32 %).

Gartenblogs im Internet werden dagegen am häufigsten von den 30- bis 39-jährigen Befragten genutzt (35 %), ihre Bedeutung als Informationsquelle nimmt mit zunehmendem Alter ab. Insgesamt informieren sich Frauen (30 %) häufiger als Männer (21 %) in Gartenblogs. Und Gartenzeitschriften sind wiederum vor allem für die Altersgruppen der 40- bis 49-jährigen (36 %) und der 50- bis 59-jährigen (33 %) von hoher Bedeutung bei der Informationsbeschaffung.