21.03.2022

Pflanzenhighlights des Jahres 2022

Mehr Nachfrage nach insektenfreundlichen Pflanzen

Messestimmung aus alten Tagen. Foto: IPM

Wenn wir auch ein zweites Mal wegen der Pandemie auf die Leitmesse der grünen Branche, die IPM, verzichten mussten, soll das neue Pflanzenjahr nicht ohne einen Blick auf Neuheiten an Pflanzen, Saatgut, Pflanzenschutz und neuen Trends beginnen. Dr. Andrea Brill hat sich umgehört. Unter den hier vorgestellten Neuzüchtungen finden sich Blüten- und Höhenwunder, aber auch praktische Hilfen und Neuheiten beim Pflanzenschutz.

Unter den Neuzüchtungen bereichern zwei Pflanzen den Markt, die sich als wunderbare Flächengestaltung eignen: Sempervivum Arctic White und Coral Red, auch Hauswurz, Dachwurz oder Steinrose genannt. Reizvoll ist der starke farbliche Kontrast zwischen der silbrig-weißen Sempervivum Arctic White und der tiefroten "Coral Red". Von Frühling bis zum Herbst blühen sie beispielsweise in Steinbeeten und Rabatten. Die winterharten Pflanzen mit starkem Wurzelsystem sind pflegeleicht, brauchen wenig Wasser und sind äußerst wuchsfreudig. Sie bleiben in niedriger Höhe bis zu 10 bis 15 Zentimeter und bevorzugen Plätze oder Parkareale mit Sonne bis Halbschatten.

Pflanzenneuzüchtungen werden normalerweise auf der IPM präsentiert. Hoffen wir auf nächstes Jahr. Foto: IPM

Aufgrund ihrer hohen Trockenresistenz sind die beiden Neuzüchtungen gegen heiße und trockene Sommer gewappnet. Üppig lila-blühende Lavendelfelder kennen wir vor allem aus warmen und sonnigen Regionen wie Südfrankreich. Aber mittlerweile ist Lavendel auch in nördlicheren Gegenden immer mehr zu sehen. Dass es der südlichen Pflanze auch hier gut geht, liegt an neuen Züchtungen, wie dem Lavendel "Phenomenal". Er ist winterhart, tolerant gegenüber Hitze und Nässe, aber auch resistent gegen Krankheiten. Mit gleichmäßigem Wuchs, strahlend-blauer Blütenfarbe und dem herrlichen Duft der Lavendelblüten blüht er von Juni bis September und erreicht eine Höhe von 50 bis 60 Zentimetern. Die winterharte, mehrjährige Staude bevorzugt sonnige Plätze und kommt mit wenig Wasser und geringem Pflegeaufwand aus. Der Lavendel zieht Bienen und Schmetterlinge an und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Artenerhalt.

Dank neuer Lavendelzüchtungen sind die südlichen Pflanzen auch in nördlicheren Gegenden immer häufiger zu sehen. Foto: www.baumschule-horstmann.de
Die fedrigen weißen Blüten der Prachtspiere (Astilbe) setzen einen klaren Kontrast zu ihrem smaragdgrün glänzenden Laub und bringen Helligkeit in halbschattige Areale im Park. Foto: www.baumschule-horstmann.de
Eine neue Generation an Kletterrose, die Ramblerrose Paul's Himalayan Musk Rambler, ist eine Schlingrosen-Art, die in England bereits weit verbreitet ist. Foto: www.baumschule-horstmann.de

Cremeweiße Blütenrispen

Einen besonderen Akzent in Gärten bietet die Astilbe White Gloria mit ihren großen, cremeweißen Blütenrispen. Die fedrigen weißen Blüten setzen einen klaren Kontrast zu ihrem smaragdgrün glänzenden Laub und bringen Helligkeit in halbschattige Areale im Park. Mit ihrem buschigen, kissenartigen Wuchs eignet sich die Staude sowohl in Beeten und Rabatten an Wegrändern beispielsweise, aber auch in Kübeln auf Terrassen. Auch die Astilbe zieht während ihrer Blütezeit zwischen in den Hochsommermonaten Juni und Juli Bienen an. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 40 bis 50 Zentimetern und entwickelt sich am besten im Halbschatten bis Schatten. Auch sie ist eine pflegleichte, winterharte Pflanze mit geringem Wasserbedarf, die idealerweise in Abständen von 20 bis 30 Zentimetern gepflanzt wird.

Natürlich sind auch im kommenden Jahr wieder Hortensien sehr gefragt. Mit außergewöhnlichem Farbspiel ist die Tee-Hortensie Hydrantea (Hydrangea serrata) eine kleine Sensation im neuen Jahr. Die Neuzüchtung stammt aus 100 Prozent biologischem Anbau und kann auch als Teepflanze gehalten werden, denn ihre Blätter enthalten eine natürliche, süß schmeckende Substanz (Phyllodulcin), die beim Aufbrühen der Blätter einen wohlschmeckenden Tee entwickeln, in Japan als "Amacha"-Tee bekannt ist. Die winterharte Tee-Hortensie wächst im Kübel oder aber auch im Beet. Sie bietet eine weitere Besonderheit: Während die Blüten am Rand schon vollkommen geöffnet sind und schneeweiß strahlen, zeigen sie sich in der Mitte geschlossen knospig in blauer Farbe. Sie wachsen bis zu 120 Zentimetern hoch und werden in Abständen von bis zu 1 Meter nebeneinander gepflanzt. Die Hortensien blühen vor allem ab Juni bis Oktober in der zweiten Jahreshälfte und bevorzugen wie alle Hortensien Halbschatten bis Schatten. Pflegeaufwand und Wasserbedarf sind hier gering bis mittelhoch.

Hortensien sind zudem ideale Heckenpflanzen, mit denen sich Rasenflächen oder Beete ästhetisch voneinander abgrenzen lassen. Die Neuzüchtung Forever & Ever Hortbux (Hydrangea macrophylla) bildet mit ihrer üppigen Blüte wunderschöne Hortensien-Hecken. Am ein- und mehrjährigen Holz wachsend ist die winterharte Ballhortensie resistent gegen Fehler beim Rückschneiden. Entweder als Hecke oder aber auch im Kübel bildet die Ballhortensie mit ihrem kompakten, blütenübersäten Wuchs einen attraktiven Blickpunkt im Grün. Sie wächst etwas niedriger als die Teerose bis zu einem Meter hoch und braucht auch etwas mehr an Wasser als diese. Ideale Plätze liegen im Halbschatten bis Schatten, wobei der Pflegeaufwand gering bis mittelhoch ist. Die Blütezeit beginnt im Juni.

Rosen und Hortensien

Prächtig blühende Pflanzen, insbesondere Rosen und Hortensien, können nur ihre wahre Pracht entfalten, wenn sie ungestört wachsen können und nicht von Ungeziefer oder Pilzen befallen werden. Hierbei hilft ein neues Biofungizid, das, präventiv eingesetzt, erfolgreich vor Echtem Mehltau, Falschem Mehltau und Botrytis schützt. Mit dem klingenden Namen Romeo enthält das Fungizid den Wirkstoff Cerevisane, der auf nicht lebenden Zellwänden des Hefestammes Saccharomyces cerevisiae LAS117 beruht und die pflanzeneigenen Abwehrmechanismen aktiviert.

Es ist wichtig, dass dieses Biofungizid präventiv angewendet wird, da es eine Infektion im Entstehen verhindert. Bereits bestehende Infektionen der Pflanze kann es nicht bekämpfen, das Übergreifen auf den Neuzuwachs aber vermindert das Mittel. Idealerweise erfolgt die Anwendung in Kombination mit pilzspezifischen Fungiziden, als Tankmix oder alternierend. Die präzise und sorgfältige Ausbringung sollte mit ausreichend Wasser erfolgen. Der Schutz erfolgt sehr rasch nach Anwendung, bereits 24 Stunden nach der Behandlung mit Romeo ist der Pflanzenbestand für sieben bis zehn Tage geschützt. Danach muss die Behandlung wiederholt werden, um einen nachhaltigen Schutz aufrecht zu erhalten. Romeo kann mit biologischen oder konventionellen Pflanzenschutzmitteln gemischt werden, und wird nicht in seiner Wirkung eingeschränkt. Das Mittel verursacht keine Phytotox-Schäden an den Pflanzen und ist in ein bestehendes PSM-Programm einfach zu integrieren. In der Kombination mit anderen Mitteln ist es unproblematisch, da keine lebenden Mikroorganismen enthalten sind. Feldversuche haben gezeigt, dass es in Kombination mit spezifischen Fungiziden, wie Schwefel, Kupfer und chemischen Wirkstoffen eine erhöhte Wirksamkeit aufweist.

Eine weitere Düngerneuheit setzt ebenso auf Nachhaltigkeit. Die neue Cuxin DCM Flüssigdünger-Linie besteht aus 98 Prozent natürlichen Inhaltstoffen und Flaschen aus mindestens 95 Prozent recyceltem Material, die wiederum zu 100 Prozent recyclingfähig sind. Die einzelnen Mittel der Reihe eignen sich für verschiedene Pflanzenarten und -kulturen. Die jeweiligen Zusammensetzungen sind speziell auf die Bedürfnisse der Zielkulturen angepasst, wobei einige Formeln wachstumsstimulierende Mikroorganismen enthalten. Alle Dünger sind im kontrollierten biologischen Land- und Gartenbau, gemäß Anlage I der EU-Verordnung (EG 889/2008), anwendbar. Die enthaltenen Rohwaren stammen aus größtenteils pflanzlichen und tierischen Inhaltstoffen. Hierfür werden Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie wiederverwendet, was die Kreisläufe der Natur unterstützt. Zum Flüssigdünner gibt es ein Test-Set zur Bodenanalyse, mit dem der Nährstoffgehalt und pH-Wert des Bodens ermittelt wird. In der Anwendung ist dieser einfach, schnell und sicher. Eine zusätzlich online abrufbare Dünge-Empfehlung unterstützt die bedarfsgerechte Pflanzenversorgung.

Züchterische Meisterleistung

Besondere Highlights im privaten Garten, aber nicht nur dort, sind nach wie vor Rosen. Sie sind seit jeher der attraktive Anziehungspunkt bei der Gartengestaltung. Als züchterische Meisterleistung gilt die dunkle Edelrose Black Baccara, eine der dunkelsten Rosen der Welt. Ihre bordeauxroten Blüten schimmern im Gegenlicht fast schwarz, ihre edle Blütenform und das samtige Aussehen verleihen ihr eine einzigartige Ausstrahlung. In Richtung einer "schwarzen" Rose gehend blüht die dreitriebige Edelrose vor allem im Juni, kann aber auch im Spätsommer noch ein weiteres Mal eine schöne Blüte zeigen. Mit der Black Baccara lassen sich herrliche Beete gestalten, wobei sie einen sonnigen Standort mit nährstoffreichem, lockerem Boden am liebsten mögen. Die winterharte, mehrjährige Rose in A-Qualität erreicht eine Höhe von circa 1 Meter und zeichnet sich durch einen aufrechten Wuchs aus.

Das Bild wird abgerundet durch eine Rarität, einer neuen Generation an Kletterrose, der Ramblerrose Paul's Himalayan Musk Rambler. Hierbei handelt es sich um eine Schlingrosen-Art, die in England bereits weit verbreitet ist. Durch ihren schnellen Wuchs erreicht die Kletterrose Höhen bis zu 5 Metern und verschönert als üppiger Busch großzügig Gärten und Parkanlagen. In wenigen Monaten wächst diese Kletterrose bereits viele Meter. Die stark duftende Blüte beginnt in Rosa und verwandelt sich dann in ein Rosé-Weiß. Die Blüten erscheinen am "alten" Holz und dürfen daher nicht in der ersten Zeit zurückgeschnitten werden. Sie ist nicht mit normalen Kletterrosen vergleichbar und eine der meistbegehrten Rambler-Züchtungen. Sie blüht über den Sommer hinweg und bevorzugt sonnige bis halbschattige Plätze. Pflegeaufwand und Wasserverbrauch liegen im geringen bis mittleren Bereich. Sie werden wurzelballiert, circa 30 bis 40 Zentimeter hoch geliefert und in 2 Meter-Abständen gepflanzt.

Aktuelle Entwicklungen

Lars Horstmann und Lars Heese, Geschäftsführer der Baumschule Horstmann. Foto: www.baumschule-horstmann.de

Lars Horstmann und Lars Heese, Geschäftsführer der Baumschule Horstmann, äußern sich zu aktuellen Entwicklungen.

GFM: Was ist neu auf dem Pflanzenmarkt?

Lars Horstmann und Lars Heese: Der Trend geht besonders beim Obst zu kleineren Züchtungen für den Garten und für kleinere Areale, wie auch für Terrasse und Balkon. Die Nachfrage nach Pflanzen, die aufgrund ihres kleineren Wuchses wenig Platzbedarf haben und trotzdem den größeren in Aussehen, Geschmack und Ertrag in nichts nachstehen, steigt. Gerade im Bereich Obstpflanzen gibt es beim Zwergobst viele neue, herausragende Züchtungen. Klein bleibende Himbeeren sind gefragt oder auch zum Beispiel die bereits sehr beliebten Heidelbeeren der Serie BrazelBerry image.png. Sie lassen sich ideal im Kübel kultivieren. Jetzt brandaktuell sind neu gezüchtete Zwerg-Weintrauben, die wir bereits in unser Sortiment aufgenommen haben. Im Fokus steht bei diesen Zwergvarianten ein ausgezeichneter Geschmack, sowie ein hoher Ertrag. Zu den beliebten Dauerbrennern wie Sommerflieder, Hortensien und Rosen gibt es regelmäßig Neuheiten auf dem Markt zu verzeichnen.

Abwechslungsreicher bepflanzt

GFM: Sind andere Pflanzen gefragt?

Lars Horstmann und Lars Heese: Der Garten hat für uns Menschen in den letzten zwei Jahren deutlich an Wert gewonnen. Die Gärten werden insgesamt bunter und größere Flächen meist abwechslungsreicher bepflanzt, als sonst. Die Zeit, dass eine Flächenbepflanzung zum Beispiel ausschließlich mit Cotoneaster (Zwergmispeln) oder anderen robusten Monopflanzen bepflanzt wird, scheint größtenteils vorbei. Gefragt sind jetzt viel mehr bienen- und insektenfreundliche Bepflanzungen. Man möchte nachhaltiger pflanzen, nicht nur etwas für sich, sondern auch für die Natur tun. Dabei stehen heimische Pflanzen ebenso im Fokus, wie Vogelnährgehölze oder bienenfreundliche Pflanzen.

GFM: Zeichnet sich eventuell ein anderes Kaufverhalten ab?

Lars Horstmann und Lars Heese: Durch das Fokussieren auf mehr Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und den Nutzen für die Natur, zeichnet sich das Kaufverhalten dadurch aus, dass die Nachfrage zu genau dieser Art von Pflanzen steigt, die bienenfreundlich oder insektenfreundlich sind. Insbesondere im Bereich Stauden ist dies deutlich zu erkennen. Stauden sind pflegeleicht, blühen recht lange und bringen zusätzlich viele herausragende Eigenschaften mit sich, wie zum Beispiel Duft, vielseitige Verwendbarkeit oder ein attraktives Aussehen.

Nicht zu vergessen Kräuter- und Obstpflanzen, die nach wie vor ein begehrtes Thema bei unserer Kundschaft sind. Der Trend, wieder direkt aus dem eigenen Garten sein Gemüse, seine Früchte oder Kräuter zu ernten, wächst. Die Arten- und Sortenvielfalt, die wir in unserem Online-Shop der Baumschule Horstmann anbieten, wird somit in Anspruch genommen. Das freut uns sehr, da wir auf diese Weise gemeinsam mit unserer Kundschaft zum Erhalt der Arten- und Sortenvielfalt in Deutschlands Gärten beitragen. Eines der Ziele, welches wir mit der Baumschule Horstmann gesetzt haben.

GFM: Wie verändert das Klima das Sortiment (Stichwort Klimabäume, hitzeresistente Pflanzen)?

Lars Horstmann und Lars Heese: Allgemein ist zu beobachten, dass die Nachfrage zu witterungsbeständigen Pflanzen steigt. Pflanzen sollen heute zudem möglichst robust und pflegeleicht sein. Hier kommen vermehrt hitzeresistente Pflanzen, Exemplare für sehr trockene oder für besonders nasse Böden infrage. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Pflanzen, die extremer Kälte trotzen. Auf diese Nachfragen seitens unserer Kundschaft haben wir bereits vor längerer Zeit reagiert und speziell darauf zugeschnitten entsprechende Pflanzenempfehlungen in unserem Onlineshop unter der Rubrik "Themenwelt" fixiert. Damit fällt es leichter, die passenden neuen Gartenbewohner für seine Ansprüche und für einen Standort zu finden, der vermehrt extremen Witterungsverhältnissen ausgesetzt ist.

Klimabäume werden wichtig

Klimabäume sind ein Thema, welches sich insbesondere durch das Waldsterben heraus ergeben hat. In unseren Wäldern macht sich der Klimawandel deutlich bemerkbar. Auch auf diese neue Herausforderung haben wir bereits reagiert und bieten eine attraktive Auswahl an Bäumen an, die sich unter dem Stichwort "Klimabäume" zusammenfassen lassen. Ob Stadt, Land oder Wald - extreme Hitze und Trockenheit macht den Pflanzen zu schaffen und bringt sie vermehrt an ihre Grenzen. Unsere im Shop zusammengefassten Klimabäume stellen sich dieser Herausforderung. Sie gedeihen trotz der Veränderungen des Klimas gut. Klimabäume sind die ideale Bepflanzung für große Neuanlagen, sowie in Städten und eignen sich natürlich auch als robuster, beständiger Baum im eigenen Garten.

Baumschule Horstmann in Schenefeld (Mittelholstein). Foto: www.baumschule-horstmann.de