05.11.2023

Baumschule Bruns im Porträt

Zukunftsbäume werden immer wichtiger

Neben Großbonsais finden sich als Kegel, Kugel, Kasten oder in Schirmform gezogene Gehölze auf dem Baumschulenareal. Foto: Baumschule Bruns

Seit über 125 Jahren kultiviert die Baumschule Bruns Bäume, Sträucher und vor allem - Rhododendren. In fünfter Generation in Familienhand, hat sich eine Expertise entwickelt, die vom einzigartigen Solitär bis hin zum Alleebaum den unterschiedlichsten Kundenwünschen entgegen kommt. Dr. Andrea Brill war vor Ort.

Der Startschuss für das Unternehmen fiel 1876 als der Gärtner Diedrich-Gerhard Bruns (1853-1935) mit einem kleinen Sortiment an Pflanzen einen Gartenbau-Betrieb in Bad Zwischenahn in Ammerland nahe Oldenburg gründet. Noch im selben Jahr wurde der 23-jährige Jungunternehmer Vater eines Sohnes: Johann (1876-1957). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Betrieb soweit gewachsen, dass er ein breites Angebot von Obstbäumen, Koniferen, Ziersträuchern und Heckenpflanzen anbieten konnte.

1913 werden erste Marketingmaßnahmen gestartet und die Pflanzen im ersten bebilderten Katalog vorgestellt. Inzwischen wird das Unternehmen von Johann geleitet, nach und nach steigen dessen Söhne Erich und Wilhelm Bruns mit in die Geschäftsführung ein. Nach Überwindung der Weltwirtschaftskrise 1930 baute der 1912 geborene Wilhelm den Vertrieb weiter aus. Sein Konzept, für den Pflanzenverkauf zu den Kunden zu reisen, bewährte sich: Während der Saison waren mittlerweile in der Baumschule bis zu 100 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.

Ein gravierender Einschnitt erfolgte in der Nachkriegszeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als auf Anweisung der Alliierten alle Baumschulkulturen zurückgefahren beziehungsweise vernichtet werden mussten, um Felder für die Nahrungsmittelproduktion zu schaffen. Johann Bruns hatte jedoch eine kluge Idee: Er pflanzte einige der mittlerweile wertvollen Rhododendren in den nahe gelegenen Gristeder Wald. Somit wurde die Keimzelle des Gristeder Rhododendronparks gelegt.

Nach kurzer Zeit,1946, gelang es Wilhelm und Erich Bruns, den Betrieb erneut aufzubauen, die Belegschaft war bereits wieder auf 70 Mitarbeiter angestiegen. In den 1960er und 1970er-Jahren sahen die Bruns ihre Zukunft nun nicht mehr nur auf dem deutschen Markt: Die Baumschule machte sich europaweit als deutsche Exportbaumschule einen Namen. 1977 stieg der heutige geschäftsführender Gesellschafter, Jan-Dieter Bruns, in die Baumschule ein und begründet damit die vierte Generation. Im September 2018 beginnt Jan-Gerd Bruns, der älteste Sohn von Jan-Dieter Bruns, in fünfter Generation seine Tätigkeit in der Baumschule.

Die Baumschulen-Gründer Diedrich-Gerhard Bruns. Foto: Baumschule Bruns

Auf Erfolgskurs

Regelmäßige Auszeichnungen und stetes Wachstum zeigen, dass sich der Familienbetrieb auf Erfolgskurs befindet. Wilhelm Bruns erhielt an seinem 80. Geburtstag am 18. Oktober 1992 die Georg-Arends-Gedächtnis-Münze als Anerkennung für seine erfolgreiche Arbeit als Züchter und Unternehmer. Einen weiteren Höhepunkt erlebte das Unternehmen 2001 mit dem 125-jährigen Betriebsjubiläum der Baumschule. Mehr als 1000 internationale Gäste und die Ehrengäste, unter ihnen Christina Rau, die Gattin des amtierenden Bundespräsidenten Johannes Rau, und dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel, beehrten die Baumschule mit ihrer Anwesenheit.

Die Baumschule erlebte in den darauf folgenden Jahren ein weiteres Wachstum. Meilensteine waren das 2003 eröffnete Logistikzentrum für Containerpflanzen im Produktionsbetrieb Gristede mit dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. 2007 wuchs die Zahl der Beschäftigten auf 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die auf über 500 Hektar Fläche mehr als 4000 Pflanzenarten und -sorten kultivieren. Ein Jahr darauf, 2008, wurde der neue gläserne Parkpavillon im mit großen Wasserflächen erweiterten Rhododendronpark Gristede fertiggestellt, der 2009 wiederum von Christian Wulff eingeweiht wurde. Weitere Betriebshöfe wurden 2008 und 2013 eröffnet.

Jan-Dieter Bruns wurde für seine unternehmerischen Leistungen im Juni 2006 mit dem Hans-Bickel-Preis der Hochschule Weihenstephan, im Oktober 2014 mit dem Oldenburger Wirtschaftspreis und im November 2015 mit der Osnabrücker Ehrenmedaille der Hochschule Osnabrück ausgezeichnet. Am 1. November 2018 verlieh der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil Jan-Dieter Bruns den Niedersächsischen Staatspreis für die Entwicklung der Baumschule Bruns als international agierenden "Player" und sein Engagement als Netzwerker und Förderer von Kunst und Kultur im Ammerland, so die Begründung der Jury. Die Laudatio hielt der Generaldirektor der Herrenhäuser Gärten, Ronald Clark.

Patentierte Marke

Die im Gristeder Wald aus Not gepflanzten Rhododendren entwickeln sich nach und nach zu einem der Schwerpunkte der Baumschule. Ab 1950 widmete sich Wilhelm Bruns verstärkt der Rhododendronzucht und entwickelte die Gristeder Neuheiten als später patentierte Marke. So entstand eine unschätzbare Sammlung von mehr als 1000 Rhododendronarten und -sorten sowie Freiland-Azaleen im Rhododendronpark in Gristede. Die Gristeder Neuheiten sind widerstandsfähige und kräftige Pflanzen eigener Selektion.

Die ausgezeichneten Inkarho Rhododendron liefert die Baumschule in einer Vielzahl von Sorten. Besonders vollendet gewachsene Pflanzen werden im Sortiment als Schaupflanzen präsentiert. Die Auswahl ist immens, Bruns führt mehr als 850 Azaleen- und Rhododendronsorten. Eine weitere Besonderheit ist der kalktolerante Inkarho und Bloombux. Der Inkarho Rhododendron mit seiner Wurzelbeschaffenheit lässt sie selbst in ton- oder lehmhaltigen Böden mit hohen pH-Werten prächtig gedeihen. Inkarho-Rhododendron sind Pflanzen, die sich rein äußerlich kaum von anderen Rhododendronsorten unterscheiden lassen. Der besondere Rhododendron micranthum Bloombux, ein Produkt/Art der Inkarho, ist ebenso kalktolerant und eignet sich für den lockeren Gartenboden. Zudem hat er eine gute Schnittverträglichkeit sowie Robustheit und blüht im Juni auffallend zartrosa.

Neben dem Rhododendronpark hat die Baumschule ein weiteres Highlight aufzuweisen: Formgehölze. Nicht nur natürlich gewachsene Laub- und Nadelgehölze wachsen auf den großflächigen Feldern der Familie Bruns, sondern eine große Auswahl an aufwändig geformten Gehölzen, die beeindruckende Strukturbildner oder einfach ein kontrastierendes Stilelement oder markanter Blickpunkt sein können. Neben Großbonsais finden sich als Kegel, Kugel, Kasten oder in Schirmform gezogene Gehölze auf dem Baumschulenareal. Ganz gleich ob spalier- oder dachförmige Kronen, oder Spezialwünsche wie Figuren und Firmenlogos - alle Pflanzen werden von den Fachkräften und Mitarbeitenden der Baumschule mit Leidenschaft, Professionalität und Fingerspitzengefühl geformt.

Ab 1950 widmete sich Wilhelm Bruns verstärkt der Rhododendronzucht und entwickelte die Gristeder Neuheiten als patentierte Marke. Foto: Baumschule Bruns

Exklusive Solitärpflanzen

Darüber hinaus sind exklusive Solitärpflanzen ein Schwerpunkt der Baumschule. Zum Sortiment zählen beispielsweise üppige Blütengehölze, Koniferen, blickdichte Immergrüne und Raritäten, die Gärten als wertvolle Kunstwerke der Natur bereichern können. Bei den Nadelgehölzen legt das Bruns'sche Team Wert auf besonders schöne Exemplare in großem Formen- und Farbenreichtum. Kunden können in der Vielfalt der Nadelbäume die unzähligen Nuancen von Grün, aber auch blau- und gelbnadelige Exemplare entdecken. Auch unterschiedlichste Formen sind im Bestand, ob kleine, flachwachsende, aber auch säulenartige Exemplare oder aber Großbäume mit bizarren Kronen bis hin zum majestätischen Sequoiadendron.

Ein weiterer Schwerpunkt sind gebietseigene Gehölze, für die die Baumschule Bruns zertifizierter Produzent und Handelspartner im Rahmen des geänderten Bundesnaturschutzgesetzes § 40, Abs. 4 ist. Allee- und Solitärbäume als Laub-, Nadel- oder auch Formgehölz sind besonders für die städtische Begrünung von Bedeutung. Straßen, Objektbegrünungen, Sportanlagen, Parks, private Gärten, Gartenschauen und Ausstellungen zählen zu den Auftraggebern. Ein Markenzeichen der Züchtung sind malerische Großbäume und gleichmäßig gezogene Alleebäume zur Gestaltung öffentlicher Projekte oder privater Gärten sowie als grüne Elemente für Stadtteile.

Auf über 30 Hektar Containerfläche finden Pflanzenliebhaber in der Baumschule zudem ein breites und jahreszeitlich abgestimmtes Angebot an hochwertigen Containerpflanzen für Trogbepflanzungen oder die Sommerpflanzung. Beim SpringRing, einem patentierten Anzuchtverfahren der Baumschule Ronneby in Australien, werden die Gehölze in einem schwarzen Kunststoffring mit stark strukturierter Oberfläche kultiviert. Die Wurzeln wachsen in die offenen Spitzen der Oberfläche hinein und werden so am Weiterwachsen gehindert ("air root pruning").

Als Reaktion bildet die Pflanze von innen heraus mehr Wurzeln, so dass ein dichtes Wurzelsystem mit vielen Feinwurzeln entsteht und Ringwurzelbildung verhindert wird. Das führt beim Umpflanzen zu einem schnellen und sicheren Anwachserfolg. Bruns bietet ein vielseitiges Gehölzsortiment, auch im XXL-Format, im SpringRing an. Die Masterpiece Collection by Johann Bruns ist eine in speziell angefertigten Lärchenholzkübeln kultivierte, handverlesene Auswahl überwiegend immergrüner Laub- und Nadelgehölze. Jedes der Meisterstücke ist ein handbearbeitetes Unikat: die besondere Lösung für Orte, wo schnell und mobil eine luxuriöse Atmosphäre entstehen soll.

Die stetige Erwärmung des weltweiten Klimas führt zu langen Trockenperioden und höheren Temperaturen. Dadurch verändern sich auch die Lebensumstände der Bäume in unseren Breitengraden und erfahren sprichwörtlich "Stress". Bäume, die ihren Ursprung in überwiegend wärmeren Klimazonen haben, kommen besser mit diesen veränderten Klimabedingungen zurecht.

Die Baumschule Bruns hat daher auch einige dieser klimaresistenten Zukunftsbäume im Sortiment, die in den kommenden Jahren zunehmend in unseren Städten und Gemeinden ihren Platz finden werden. Die vorgenommene Auswahl ergibt sich aus den Erfahrungswerten der Praxis und einer Bewertung durch die KlimaArtenMatrix (KLAM) nach Prof. Dr. Andreas Roloff. In dieser KlimaArtenMatrix werden Gehölze nach ihrer Eignung für eine Verwendung in der Stadt bei prognostiziertem Klimawandel eingestuft. Dabei fließen insbesondere die Faktoren Winterhärte und Trockenstresstoleranz für Gehölze in die Bewertung mit ein.

Eine Rhododendron-Neuheit der Baumschule Bruns hat es in diesem Jahr wieder bis ins Schloss Bellevue geschafft. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier taufte am 31. Mai 2023 im Park des Schlosses eine neue Rhododendron-Sorte auf den Namen seiner Gattin 'Elke Büdenbender'. Damit hat sich die Tradition der Rhododendrontaufen fortgesetzt, die mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 26. April 1985 auf der Eröffnung der Bundesgartenschau in Berlin ihren Anfang nahm. Weitere prominente Taufpaten waren Marianne von Weizsäcker, Christiane Herzog, Christina Rau, Johannes Rau, Eva Luise Köhler und Daniela Schadt.

Bei der aktuellen Rhododendron-Neuheit handelt es sich um eine hellrosa bis weiß blühende Sorte, die im Jahr 1989 aus einer Rhododendron yakushimanum Hybride und der Rhododendron Wildart rex gezüchtet wurde. Sie zeichnet sich durch sehr gesundes, großblättriges Laub, eine mittelstarke, breit rundliche Wuchsform und gute Winterhärte aus. Durch ihre besondere Wuchsform eignet sie sich gut für Parkanlagen und größere Hausgärten. Dank der Winterhärte findet man sie sicher bald auch außerhalb Deutschlands in anderen europäischen Ländern.

Ein Markenzeichen der Züchtung sind malerische Großbäume und gleichmäßig gezogene Alleebäume zur Gestaltung öffentlicher Projekte oder privater Gärten. Foto: Baumschule Bruns
Jan-Gerd Bruns, der älteste Sohn von Jan-Dieter Bruns, ist in fünfter Generation in der Baumschule.Bruns tätig. Foto: Baumschule Bruns

Interview mit Jan-Gerd Bruns:

GFM: Welche Schwerpunkte setzen Sie zu den kommenden Herbst- und Wintermessen?

J.-G. Bruns: Auch in der Praxis macht sich der Klimawandel gerade in den letzten Jahren durch immer extremere Wetterlagen bemerkbar. Nach wie vor sind Bäume von Interesse, die mit Trockenstress, höheren Temperaturen und weiteren veränderten Klimabedingungen zurechtkommen - die sogenannten Zukunftsbäume. Diese extremen Bedingungen sind meist in Städten anzutreffen.

GFM: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach den Zukunftsbäumen?

J.-G. Bruns: Die Nachfrage von Zunkunftsbäumen ist nach wie vor hoch. Viele der definierten Zukunftsbäume gibt es schon seit vielen Jahren im hiesigen Baumschulsortiment, jedoch hat sich die Quantität verändert. Beispielsweise war die Nachfrage der Stieleiche (Quercus robur) in den letzten Jahren eher gesunken, wohingegen die Zerreiche (Quercus cerris) sich in der Nachfrage stark erhöht.

GFM: Welche Kundengruppen sind dort am stärksten (privat oder öffentlich) und welche Sorten verkaufen Sie derzeit am meisten?

J.-G. Bruns: Wir vermarkten unsere Pflanzen im B2B-Bereich (Großhandel). Die Zukunftsbäume werden vor allem von Städten und Kommunen angefragt, da hier meist die extremsten äußeren Bedingungen vorherrschen wie zum Beispiel Abstrahlungswärme, Verdichtung und Feinstaubbelastung. Aber auch in Garten- und Landschaftsbaubetrieben, die auf private Begrünung spezialisiert sind, sind Zukunftsbäume ein immer größeres Thema. Feldahorn, Amberbaum, Eisenholzbaum und Hopfenbuchen werden derzeit gut verkauft.

GFM: Wie haben sich Kundenansprüche geändert und wie reagieren Sie in der Baumschule darauf?

J.-G. Bruns: Es ist eine große Nachfrage an Pflanzen zu spüren, was uns entgegenkommt. Ich denke, den Kunden ist es wichtiger geworden, blühende Gehölze für Insekten und Nährgehölze für Vögel zu pflanzen. Insgesamt werden die Leute sensibler für den ökologischen Aspekt und die Schottergärten werden glücklicherweise weniger.